ASRAEL von Alberto Franchetti – triumphale Wiederaufführung in Bonn

Der gestrige Abend war ein sehr wichtiger für Alberto Franchetti. Sein Erstling ASRAEL wurde zum Triumph, erhielt Standing Ovations, trotz des schwer gustierbaren Librettos. Klar wurde, dass es sich bei ihm um einen sehr originellen Komponisten handelt, nicht um den blassen Epigonen, als der er bislang oft gehandelt wurde. Das große Duett Asrael – Loretta zum Beispiel, regelmäßig gebrandmarkt als ein Tristan-Abklatsch, erwies sich mit Orchester als völlig eigenständig, und der Rest der Partitur hervorragend motivisch durchgearbeitet, meisterhaft, bestrickend.

Ich hatte mir so viel nicht erwartet, nein. Jetzt verstehe ich, warum diese Musik einmal so erfolgreich war. Weil sie die ganz dicke Sau herausläßt, volles Pathos und – auch – in Musik gesetzte religiöse Ekstase. Verstehe, warum diese Oper ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr ging. Und warum sie jetzt wieder Furore machen könnte. Franchetti war eben kein Nachahmer Puccinis, war vielmehr sein ernstzunehmendster Rivale, über viele Jahre, bis er zum Opfer der Zeitläufte einerseits und seiner übermenschlichen Stoffwahl andrerseits wurde. Gestern Abend wurde er neu inthronisiert, und selbst wo sein Erstling hier und da noch etwas ungelenk ist in der Instrumentation, und erst der COLOMBO zum großen Meisterwerk werden sollte, hat sich der Aufwand der Oper Bonn doch sehr gelohnt. Ein überaus schwer zu singendes Stück für die Hauptrollen. Regie und Bühnenbild waren, sagen wir mal, der Sache recht dienlich. Ein völlig verrücktes Stück, das äußerst mögliche Wagnis, selbst für ein großes Opernhaus. Die wichtigste Wiederentdeckung des Jahres.

Die Kritiken sind durchweg positiv, so z.B. KlassikInfo.de:
Der Teufel in der Familienhölle
Oper Bonn erweckt Alberto Franchettis gefallenen Engel „Asrael“ zu neuem Leben